„Frau Groß tut unserem Haus sehr gut“

Katharina Groß finanziert sich als Pflegehelferin ihr Theologiestudium. Die angehende Pfarrerin arbeitet an jedem zweiten Wochenende in einem Wohnbereich, in dem hauptsächlich demenziell veränderte Menschen leben.

„Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen“, so wird Martin Luther zitiert. Ihre positive Haltung führte Katharina Groß zu besonderen Menschen ins Friederike-Fliedner-Haus nach Münster. Hier arbeitet die Studentin nebenbei als Pflegehelferin auf einem Wohnbereich, auf dem einige Menschen an Demenz erkrankt sind. Hilfe beim Aufstehen und Anziehen, Toilettengänge, Zähneputzen, Haare waschen, die Menschen zum Frühstück begleiten, all das sind die Aufgaben, die sie leistet. Manchmal hilft die junge Frau den Bewohnerinnen auch bei ihrer dekorativen Pflege: „Lippenstift auftragen, Fingernägel lackieren, Styleberatung – all das habe ich hier schon gemacht“, erzählt die Studentin lächelnd.

Pflege ist Dienst am Menschen

Sobald die Menschen erfahren, dass Frau Groß Theologie studiert, wird sie mit Geschichten vom Krieg und auch mit Fragen nach dem Sterben und dem Tod konfrontiert. „Ich habe schon einige tiefe Gespräche geführt und mir wird viel Vertrauen entgegengebracht“, berichtet sie. „Pflege für den Menschen ist nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Pflege“, erklärt die Theologin. „In meinem christlichen und theologischen Kontext ist Pflege Dienst am Menschen und Hilfe für den Menschen, um ihm ein gutes Leben zu ermöglichen“, sagt Katharina Groß. „Und so erlebe ich hier im Friederike-Fliedner-Haus.“

Während eines Vorbereitungstages bekam sie einen Einblick in die pflegerischen Tätigkeiten, danach folgten zwei Probearbeitstage. „Ich durfte all das übernehmen, was ich mir zugetraut habe – ein bisschen war es auch ein Sprung ins kalte Wasser. Ich durfte machen“, beschreibt Frau Groß ihren Einstieg als Pflegehelferin.

Ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Menschen

Der Wohnbereichsleiter, Peter Geduhn, ist begeistert von ihr: „Frau Groß ist sehr aufgeschlossen und tritt sicher und selbstbewusst auf. Sie kann mit anpacken, war sofort mit dabei – und sie sieht in erster Linie den Menschen“, sagt er. Da gibt es die Geschichte über eine Bewohnerin, die aufgrund ihrer Demenz sehr verhaltensauffällig war. Und hier kam die musische Begabung von Frau Groß ins Spiel, so Peter Geduhn: „Sie setzte sich ans Klavier, spielte ein schönes, flüssiges Stück. Die Bewohnerin saß neben ihr und drückte ab und zu selbst eine Taste. So lenkte Frau Groß nicht nur die Bewohnerin ab, sondern auch die anderen Bewohner, die aufgrund des Verhaltens der alten Dame selbst ganz nervös waren. Durch das Klavierspiel wurden alle ruhiger. Eigentlich hatte Frau Groß schon längst Feierabend gehabt, doch sie spielte einfach weiter“, erinnert sich Herr Geduhn – und er ergänzt: „Das war sehr bemerkenswert – und das tut unserem Haus sehr gut. Auch mit dieser kleinen Stelle, wir reden von 32 Stunden im Monat, ist Frau Groß hier unglaublich wichtig“.

Was braucht es nach Ansicht von Katharina Groß, um in der Pflege zu arbeiten? „Mut sollte man mitbringe, um spontan in Situationen handeln zu können. Und man sollte anderen Menschen gegenüber aufgeschlossen sein – insbesondere gegenüber denjenigen, denen es nicht so gut geht. Außerdem braucht es Motivation und gute Laune – das Fachliche kann man lernen“, so Frau Groß.

In einem Jahr, wenn sie das Theologie-Studium abgeschlossen hat, verliert das Friederike-Fliedner-Haus vielleicht eine sehr gute Pflegehelferin – Münster gewinnt hingegen in jedem Falle eine hervorragende Pfarrerin!

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