Die Chancengeberin

Claudia Mönnigmann, 46, heute Pflegedienstleitung im Achatius-Haus der Alexianer in Münster, wurde in ihren ersten beiden Lebensjahrzehnten nicht gerade verwöhnt …

Durch den frühen Tod der Mutter suchte die Sassenbergerin zunächst Halt in der Punkerszene. Gerade auf dem Sprung zur Ausbildung als Maler- und Lackiererin, traf es sie erneut: Ein schwerer Autounfall brachte sie lange ins Krankenhaus statt in die Werkstatt. Langsam ging es wieder bergauf und zum richtigen Zeitpunkt kam der richtige Tipp. Ihr wurde ein Praktikum in einem Altenheim empfohlen. Der ursprüngliche ‚Antityp‘, so Mönnigmann über sich selbst, veränderte sich zunehmend. „Die Ausbildung zur Altenpflegerin ab 1995 hat mich erst wirklich erwachsen gemacht, obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon 21 war“. Sie hatte ihren Beruf gefunden, übernahm Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für die Bewohner und wurde ein guter Teamplayer, letzteres im Übrigen eine der ganz wesentlichen Voraussetzungen für eine gute Altenpflege, so Claudia Mönnigmann.

Auf dem Weg nach unten
Das steht nicht für Abstieg, sondern für Aufstieg. So jedenfalls im Falle von Claudia Mönnigmann. Von Beginn an ist sie im Achatius-Haus dabei, fängt dort in der obersten Etage an und arbeitet sich dann etappenweise nach unten vor. Im Klartext: Die Pflegedienstleitung (PDL) hat ihr Büro im Erdgeschoss. Nach einigen Jahren als Wohnbereichsleitung bekleidet sie diesen Posten seit 2014. Am Anfang war die Herausforderung enorm. In ihre neue Rolle fand sie sich zunächst nur schwer ein: Lange Schreibtischarbeit, dafür weniger Kontakt zu den Bewohnern. Sie hatte schon ihren Ausstieg aus dem Aufstieg geplant, als ihr damaliger und heutiger Chef Bernard Sandbothe auf sie zukam und Alternativen im Haus vorschlug. „Da hat es bei mir Klick gemacht und plötzlich ging es“, so Claudia Mönnigmann rückblickend. Ganz so einfach war es sicher nicht, aber Bernhard Sandbothe stärkte ihr den Rücken, war als ihr Vorgänger ein guter Mentor.

Die Altenpflege bietet Chancen
Altenpflege ist anspruchsvoll, braucht Haltung und eine Reihe von Kompetenzen. Die Anforderungen an die Azubis sind hoch, keine Frage. „Aber ist es zuviel verlangt, wenn sie während der Pflege gleichzeitig auch mit den Menschen sprechen?“, so Claudia Mönnigmann zu einem No-Go im Beruf. Doch manche benötigen Zeit, um ihr Potenzial zu entfalten. Das weiß sie aus eigener Erfahrung nur zu gut. Dies ist ihr spezielles Markenzeichen, aber sicher auch ein Spiegel der Branche, die das Soziale eben groß schreibt: „Ich habe ein Herz für Menschen, bei denen es nicht immer glatt läuft und eventuell vom Kurs abkommen“. Da ist die Geschichte von der jungen Frau, die zunächst ein freiwilliges Jahr bei ihr machte, dann in die Ausbildung ging und sich durch ihr ‚rotziges‘ Verhalten nicht gerade Freunde schuf. „Sie hätte keiner haben wollen, aber sie hat mit der Ausbildung eine tolle Entwicklung hingelegt“.

„Bad Religion“?
Wer hört heute noch Punk? Claudia Mönnigmann zum Beispiel. Ihre Lieblingsband heißt ausgerechnet ‚Bad Religion‘, ein Punk-Urgestein aus den 80er Jahren, deren Logo mit dem durchgestrichenen Kreuz nicht gerade Alexianer-Seelen schmeichelt, aber damals Ausdruck maximaler Provokation der 15jährigen Bandgründer war. Die Band tourt noch immer mit Texten, deren Botschaft lautet, Missstände nicht als unhinterfragbar hinzunehmen. Und so ist es mit der Altenpflege: Kritische Themen ansprechen, aber auch über das reden, was die Menschen stolz macht.

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